25 de Januar – Bekehrung des heiligen Paulus

Die Berufung von Paulus

Am heutigen Tag, an dem wir der Bekehrung des heiligen Paulus gedenken, feiern wir die Berufung des Apostels zur Nachfolge Jesu und zur Verkündigung des Evangeliums an die Heiden. In Damaskus entdeckte Paulus nicht nur seine christliche Berufung, sondern auch seine apostolische und insbesondere seine Sendung zum Apostolat unter den Heiden. Von dieser Christuserfahrung an fühlte sich Paulus als Apostel wie einer der Zwölf, wie Petrus, Jakobus und Johannes. Die Erfahrung dauerte dann sein ganzes Leben lang an und war die Garantie, die ihm Christus zur Verkündigung des Evangeliums in aller Welt gab. Deshalb war sein ganzes Leben Berufung im vollen Sinn, und dessen war sich der Apostel deutlich bewusst, wie er uns in einem seiner Briefe sagt: „Ich erkläre euch, Brüder: Das Evangelium, das ich verkündigt habe, stammt nicht von Menschen; ich habe es ja nicht von einem Menschen übernommen oder gelernt, sondern durch die Offenbarung Jesu Christi empfangen.“

 

Die Berufung Clarets

Die Berufung Clarets hat eine deutlich paulinische Prägung. In der Autobiographie finden wir die lebendige Beschreibung seiner Berufung. Bei zwei Gelegenheiten kommt es ausdrücklich zur Berufung und zur Antwort darauf. Der Anruf der Berufung erscheint jeweils deutlich und klar, und die Antworten sind unmittelbar und großmütig.

Zum ersten direkten Anruf im Hinblick auf eine Berufung und zur ersten positiven Antwort kam es im Alter von zwölf Jahren. In der Schule wurde er, wie er sagt, gefragt, was er einmal werden wolle. „Ich antwortete ihm, ich wolle Priester werden.“ Diese Antwort gab er sicher und entschlossen. Seine Antwort auf die Berufung zeigt die ungeheure Seelengröße des heiligen Antonius Maria Claret, seine Bereitschaft im Dienst Gottes und seine Ablösung von den Dingen der Welt, und all das verbunden mit seiner festen Entschlossenheit, Christus trotz aller Schwierigkeiten nachzufolgen.

In der Folge fasste er den wirksamen Entschluss, diesen Wunsch in die Tat umzusetzen, beginnend mit der intellektuellen Vorbereitung: „Und tatsächlich, nachdem ich die Grundschule mit Auszeichnung abgeschlossen hatte, schickte man mich in den Lateinunterricht.“ Doch die Umstände erlaubten ihm nicht weiterzumachen, und er musste davon Abstand nehmen, wenn auch immer in der Absicht, in seinem Entschluss fest zu bleiben. In allem Vertrauen überließ er sich dem Willen Gottes „in der Hoffnung, dass er schon regeln würde, was zu geschehen hatte. In der Tat kam es ja auch so, wie ich weiter unten zeigen werde.“

Zur zweiten Berufung und Antwort darauf kam es mit 21 Jahren. Es waren die endgültige Berufung und die endgültige Antwort darauf. Gott brach in seine Seele ein mit einem großen Licht, das ihn erleuchtete, ihn blendete, ihn orientierungslos zurückließ wie Paulus und das es schaffte, dass es sein einziges Anliegen wurde, die Wahrheit zu suchen.

Den endgültigen Anruf empfing er – nach Clarets eigenen Worten – in Barcelona, als er in der Messe war und den Satz aus dem Evangelium hörte, an den er sich von klein an erinnerte: „Was nützt es einem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, dabei aber sein Leben einbüßt?“ Er befand sich in einer sehr verwirrenden Lage, ging völlig auf in weltlichen Dingen, in der Textilherstellung, und sein geistlicher Eifer war abgekühlt. Seine Seele verlor nach und nach das Gespür, das sie immer für die himmlischen Dinge hatte, obwohl er unermüdlich daran arbeitete, in Freundschaft mit Gott zu bleiben.

Dieser Satz des Evangeliums, den er seit seiner Kindheit in Erinnerung hatte, war nach seinen eigenen Worten „wie ein Pfeil, der mich ins Herz traf.“ Unverzüglich kam ihm die paulinische Haltung der Hingabe und des Großmuts gegenüber Christus. Das „Was soll ich tun?“ des heiligen Paulus wurde bei Claret zur selben Haltung: „Ich überlegte hin und her, was ich tun sollte, aber ich kam zu keinem Schluss.“ Claret begann einen Entscheidungsprozess, als er sah, dass ihn Gott vom Sockel seiner menschlichen Sicherheit, seiner Liebe zu den irdischen Dingen, seiner Zukunft in Arbeit, Gesellschaft und Wirtschaft gestoßen hatte:

? Entscheidung, etwas zu tun angesichts der neuen geistlichen Auseinandersetzung, in der er sich befand. Eine Auseinandersetzung, bei der es nicht nur um Ideen ging, sondern um das Leben, was ihn zu einem ernsthaften und verantwortlichen Entschluss verpflichtete.

? Tiefer Zweifel darüber, was er konkret tun sollte, um den Willen Gottes zu erfüllen, der sich ihm in der empfangenen Erleuchtung deutlich kundgetan hatte. Der neue Lebenszusammenhang machte ihn völlig orientierungslos.

? Was er sofort und klugerweise tun konnte, war, einen Hananias zu suchen, der ihm sagte, was er im Einzelnen tun sollte. Als solcher erwies sich P. Amigó, der ihm sagte, was er tun sollte.

? ;Nach der qualvollen Lage, die in dem Heiligen eine völlige Veränderung in der Perspektive seiner menschlichen Existenz auslöste, dachte er über die früheren Ereignisse in seinem Leben nach und wurde sich ihrer im Sinn seiner Berufung bewusst. Gleichzeitig erwachte der geistlichen Eifer wieder, den er fast ganz vernachlässigt hatte.

? Da seine Entscheidung wirksam war, verließ er alles und beschloss, dem Weg der Priesterberufung zu folgen. Dazu setzte er alle Mittel ein, die ihn zur Erreichung des so ersehnten Ziels führen sollten: Lateinlernen, geistliche Läuterung und Eintritt ins Seminar von Vic am 30. September 1829.

Begeistert für den missionarischen Stil von Paulus

Auch begeisterte ihn der apostolische Eifer des heiligen Paulus: „Was mich aber geradezu begeistert, ist der Eifer des Apostels Paulus. Wenn ich sehe, wie er von Ort zu Ort eilt und als ‚Gefäß der Erwählung‘ die Lehre Jesu überallhin trägt … Er predigt, er schreibt, er unterweist in den Synagogen, in den Gefängnissen und überall. Er arbeitet und motiviert zur Arbeit, ob gelegen oder ungelegen. Er wird ausgepeitscht, gesteinigt, in jeder Weise verfolgt und aufs gemeinste verleumdet. Aber er lässt sich keine Angst einjagen, im Gegenteil: Er freut sich noch über die Widerwärtigkeiten und bringt es sogar fertig zu sagen, er wolle sich einzig und allein des Kreuzes Jesu Christi rühmen.“

Voller kirchlicher Gesinnung sagt er später über Paulus auch: „Sobald er unterwegs von Jesus Christus gerufen wurde und danach beseelt von dem Geist, den er in Damaskus empfing, kümmert er sich nicht mehr um Fleisch und Blut, sondern erfüllt vom Feuer der Liebe, läuft er überall hin als Gefäß der Erwählung und bringt den Namen Jesu, wobei er nichts weiter sucht als die größere Ehre Gottes und das Heil der Seelen; er fürchtet weder Kerker noch Ketten; weder Geißel noch Todesdrohungen halten ihn auf; man braucht nur das Buch der Apostelgeschichte zu lesen und die Briefe, die er uns hinterließ, um zu sehen, was ein Priester tut, der von kirchlicher Gesinnung erfüllt ist. Ebendieser Geist beseelte Menschen wie Dominikus Guzmán, Vinzenz, Xaver und so viele andere Priester.“

Diesen Stil des heiligen Paulus ahmte Claret sein ganzes missionarisches Leben lang nach. Und das ist die Art Apostolat, die Claret für jeden Missionar wollte: ein Mensch, der auf den radikalen Anruf Christi antwortet und sich im Feuer der Liebe entzünden lässt, das ihn verzehrt und andere entflammt. Ein Mensch, der den Namen Jesu überall auf der Erde verkündet und dabei die Ehre Gottes und das Heil aller Menschen sucht. Ein Mensch, der unermüdlich prophetisch wirkt, aber voller Zartheit als ein Sohn des Herzens Mariens. Ein Mensch, der keine Angst hat, nicht schwankt, sondern hofft und fest steht. Ein Mensch, der sich von nichts und niemandem abschrecken lässt, sondern der angesichts der Widrigkeiten wächst und dabei wie Paulus, wie Claret weiß, auf wen er sich verlässt und in wem er seine Quelle und seine Stärke hat.