VAROD: ein Silberstreif am Horizont

Mai 11, 2013 | Lebendige Mission, St. Joseph Vaz

Wie der 26-jährige Krieg in Sri Lanka endete, war alles andere als angehnem, wie überall bekannt ist. Abgesehen von den vielen unschuldigen Menschen, die ums Leben kamen, verloren viele Menschen ihr Heim, wurden Witwen und Waise. Tausenden hatten Glieder wie Beine, Hände oder Arme verloren und mussten für den Rest ihres Lebens damit zurechtkommen, dass ein oder mehrere Körperteile vernarbt, verstümmelt oder verkrüppelt waren. Die Versorgung mit Trockenrationen und anderen Waren, die zeitweise zur Verfügung standen, war keine Lösung für die Probleme und Mühen, die sie auf Dauer ertragen mussten.

1 2Sie brauchten mitleidende Hände, die sie umarmen würden, wie sie waren. Sie wollten Verständnis und großmütige Herzen, die ihre Würde achten würden, auch wenn sie behindert waren. Sie wünschten Liebe mehr als schnelle Heilung. Sie suchten wirklich ein Licht am Ende des Tunnels… Mit anderen Worten, einen Silberstreif am Horizont… Auf dem Hintergrund dieser Umstände und inbrünstigen Erwartungen entstand VAROD (Vanni Rehabilitation Organization for the Differently Abled) anfänglich als eine Seelsorgsaufgabe der Claretiner in Übereinstimmung mit der traditionellen Art der Kongregation, das zu tun, was dringend, zeitgemäß und wirksam ist. Es begann im Mai 2009.

VAROD hatte bescheidene Anfänge mit ein paar bedürftigen Bewohnern in einem gemieteten Haus mit einem Claretiner als Begleiter, Leiter und Wohltäter. Als es errichtet wurde, gab es kein Gelände, kein Büro, keine ausgebildeten oder erfahrenen Mitarbeiter und keine stabilen Mittel als Einkommen. Das Projekt, das man in Angriff nahm, war zweifellos groß. Es ist wichtig zu erwähnen, dass Sri Lanka erst letztes Jahr eine abhängige Delegation der Deutschen Provinz wurde und dass die Kongregation seit zwanzig Jahren im Land ist. Bis Februar 2012 hieß es „Mission Sri Lanka“.

1. Was und wo ist VAROD?

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Das Dokument „Menschen, die in Liebe brennen“ des letzten Generalkapitels stellt erneut fest, dass die prophetische Solidarität mit den Verarmten, Ausgegrenzten und denen, deren Recht auf Leben bedroht ist, weiterhin eine Priorität der Kongregation. Diese Priorität der Kongregation kommt im Dienst von VAROD zum Ausdruck. Ein besseres Leben zu ermöglichen, ist das Motto von VAROD. Sein Auftrag ergibt sich schon aus seinem Namen: die Rehabilitierung von körperlich (und geistig) Behinderten, deren Behinderung großenteils eine Folge des Kriegs oder von Naturkatastrophen ist. VAROD nennt sie nicht „behindert“, sondern „anders befähigt“ oder Menschen mit anderweitigen Stärken. Die Wirkungsorte von VAROD liegen im Norden von Sri Lanka (in den Bezirken Kilinochchi, Mullaitivu und Vavuniya), wo der Bedarf gegenwärtig sehr groß ist.

VAROD liegt in der Nähe der Stadt Vavuniya im Norden von Sri Lanka, etwa 200 Kilometer von der Hauptstadt Colombo entfernt. Seine Umgebung ist wirklich natürlich und schön, obwohl das Klima das ganze Jahr über meist tropisch ist. Staatlich liegt es im Bezirk Vavuniya, und kirchlich gehört es zur Diözese Mannar.

2. Dienste von VAROD

VAROD umfasst eine breite Palette von Tätigkeiten und Projekten: a) CBR (Community-based Rehabilitation) das heißt gemeindebasierte Programme in den Dörfern, b) Heime für Buben und Mädchen, c) VAROD LIFE – ein Rehabilitationszentrum, d) Patenschaften für anderweitig begabte Kinder oder Familien und einige weitere Programme. Dazu gehören Ausbildungsprogramme in den Dörfern und in den Lagern, Befähigungstraining für neu eingestelltes Personal, psychologische Beratung, Physiotherapie, Verteilung von orthopädischen vorrichtungen, Rollstühlen, Blindenstöcken, Hörhilfen und künstlichen Gliedern.

3. Community-Based Rehabilitation (CBR)

4 1Nach der Weltgesundheitsorganisation „legt CBR den Schwerpunkt auf die Steigerung der Lebensqualität von Menschen mit Behinderungen und ihren Familien, wobei die Grundbedürfnisse befriedigt und Einbeziehung und Teilhabe sichergestellt werden. CBR ist ein Ansatz mit mehreren Bereichen und hat fünf Hauptkomponenten: Gesundheit, Bildung, Lebensunterhalt, Gesellschaft und Ermächtigung.“ CBR ist der Hauptschwerpunkt von VAROD, obwohl das Projekt infolge von praktischen und Sicherheitsgründen noch auf seine volle Umsetzung wartet. Gegenwärtig erhält eine große Zahl von anderweitig begabten Menschen die Fürsorge und den Beistand von VAROD bei sich zu Hause. Sie werden regelmäßig von VAROD-Mitarbeitern besucht.

4. VAROD ein Heim für missionarisches Zusammenwirken

„Mit anderen tun“ ist das Dokument des Workshops über missionarisches Zusammenwirken, der 2005 in Guatemala stattfand. Es stellt die Grundlagen und die Reichweite des missionarischen Zusammenwirkens heraus. Es zeigt auch die geistlichen Zutaten des missionarischen Zusammenwirkens auf. VAROD umfasst die Reichweite dessen, was in dem Dokument herausgestellt wird. Es wird gut umgesetzt, wie weiter unten beschrieben wird. Zwei Claretinerpatres sind vollzeit in dem Projekt engagiert. VAROD hat fast hundert Mitarbeiter, sowohl Freiwillige als auch bezahlte Angestellte. VAROD profitiert auch vom Dienst von zwei Schwestern von der Heiligen Familie (die vollzeit im Mädchenheim wohnen) und die Heilig-Kreuz-Schwestern, die kommen und medizinischen Beistand leisten. Berater von einem Institut namens Amaithi Thendral (Sanfte Brise) besuchen das Zentrum zwei Tage in der Woche und bieten psychologische Unterstützung und Rehabilitierung an. Internationale Organisationen wie ZOA, Motivation, ORHAN, Handicapped International, die Internationale Arbeitsorganisation, Care International und ADRA arbeiten mit VAROD zusammen und kümmern sich um die Wohlfart seiner Nutznießer (Spiritualität der Verbundenheit, Mitverantwortung und gegenseitige Ergänzung).

„Ich habe das Gefühl, dass wir ohne irgendein Hindernis als Familie zusammenleben und -arbeiten“, sagt Schwestern Antonitta (28), eine Schwester von der Heiligen Familie, die bei Varod tätig ist. „Wir können als Team zusammenarbeiten, um eine bessere Welt aufzubauen. Das ist das Zeugnis, das wir hier geben“, setzt sie emphatisch hinzu.

VAROD übersteigt in seiner Struktur und in dem Dienst, den es leistet, alle Grenzen von Religion, Kaste und Klasse. Unter den Mitarbeitern sind eine deutliche Mehrheit Hindus, die sagen, es gehe ihnen gut dabei, wenn sie bei VAROD mit katholischen Priestern und Ordensschwestern und anderen christlichen Kollegen zusammenarbeiten. Die Feste von Hindus und Christen werden bei Varod gut und bedeutungsvoll gefeiert. Es gibt eine wirkliche interreligiöse Atmosphäre. Ausflüge zu Gebetsveranstaltungen, eine religiöse Woche usw. werden organisiert. Der elegante neugebaute Meditationsraum ist sehr friedlich und führt zu Gebet und Meditation. An einer der Innenwände hängt hängt ein großes Banner, das die „goldene Regel“ (tue den anderen immer das, was du willst, dass sie dir tun sollen) zeigt, die sich in der christlichen Heiligen Schrift findett, aber auch in der religiösen Literatur von Islam, Buddhismus und Hindus.

Herr Gangeshwaran (35) ist gegenwärtig der Koordinator des CBR-Programms im Bezirk Vavuniya. Er ist von allem Anfang an bei VAROD tätig. Er gehört zu einem neunköpfigen Team, das sich um über 450 bedürftige Menschen kümmert. Er sagt: „Von uns neun sind sechs Hindus. Bei uns gibt es diesbezüglich kein Problem und keine Diskriminierung. Es gibt nicht das geringst Anzeichen dafür, dass man uns zum Christentum bekehren will. Wir lernen viel von den den Priestern hier. Als Folge davon ist das, was wir hier tun, keine Arbeit, sondern ein Dienst.“

Nach Aussagen von Gangeshwaran sind unter denen, die Dienste von VAROD erhalten, etwa 65–70% Hindus. Der Norden von Sri Lanka wird traditionell von Tamilen bewohnt. Darum sind Moslems und Singhalesen hier selten. Doch es ist ermutigend, dass auch ein paar Moslems und ein Singhalese Nutznießer der CBR-Arbeit in der Region Vavunia sind.

5. Ausbilick…

5 1Zu den Zukunftsplänen von VAROD gehört es, seine Dienste voll auf die Bezirke Kilinochchi und Mullaithivu auszuweiten. Diese Gebiete wurden vom Krieg am schlimmsten in Mitleidenschaft gezogen. Geplant sind Programme zum Lebensunterhalt enschließlich Generierung von Einkommen und berufliche Bildung in ihrer vollen Form. „Diese Menschen leben seit drei Jahren in zeitweiligen oder halb-dauernden Unterkünften. Jetzt ist es an der Zeit, daran zu denken, ihnen einen anständigen ständigen Ort zu leben zu geben, und das ist eine Herausforderung. Doch versuchen wir, unser Bestes zu geben“, sagt der Leiter des Zentrums, P. Albert J. Arulraja CMF. VAROD ist eine Echo auf die Worte der seligen Theresa von Kalkutta: „Was wir tun, ist nur ein Tropfen im Ozean. Aber ohne diesen Tropfen würde dem Ozean etwas fehlen.“ VAROD konzentriert sich mehr auf Qualität als auf statistische Zahlen. Was für jeden einzelnen Menschen getan wird, wird mit Liebe, Fürsorge und Qualität getan. Das ist der Treibstoff, der das VAROD-Projekt am Laufen hält. „Gott wird dafür sorgen.“ Wenn jemand erfahren will, ob das wahr ist, gibt VAROD einen existentiellen Weg her.

J.M. Joseph Jeyaseelan CMF

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